Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2025

SPIELERSCHUTZ- MAGAZIN IM FOKUS: die internationale Glücksspielforschung auf dem Prüfstand INTERVIEW: Wieso spielen Menschen? Ein Experte liefert Antworten Ausgabe 2025 MEHRWERT MEHRWERT MEHRWERT MEHRWERT MEHRWERT MEHRWERT MEHRWERT MEHRWERT M

3 Spielerschutz Als Teil der familiengeführten MERKUR GROUP wird das umfangreiche und seit vielen Jahren kontinuierlich fortentwickelte Sozialkonzept selbstverständlich auch in den MERKUR SPIELBANKEN umgesetzt. Alle Beschäftigten in den unterschiedlichen Bereichen sind sich ihrer Verantwortung bezüglich der Themen Spieler- und Jugendschutz bewusst und setzen das Maßnahmenpaket für diese herausfordernde Aufgabe konsequent um. Als staatlich konzessionierter Anbieter ermöglichen wir Glücksspiel in einem geschützten Raum. Wir garantieren unseren Gästen damit nicht nur ein regelkonformes Spiel, sondern sorgen mit unserem Sozialkonzept auch für höchsten Spieler- und Jugendschutz. Dazu gehören unsere Spielerschutzbeauftragten, die in jeder unserer Spielbanken mit viel Erfahrung und Empathie sowie technischer Unterstützung der vorhandenen IT-Systeme auf auffälliges Verhalten aufmerksam werden und in den Dialog mit Spielgästen, Angehörigen sowie Kolleginnen und Kollegen gehen. Ziele des Staatsvertrags sind gleichrangig Der Glücksspielstaatsvertrag, § 1 1. Das Entstehen von Glücksspielsucht und Wettsucht zu verhindern und die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen, 2. durch ein begrenztes, eine geeignete Alternative zum nicht erlaubten Glücksspiel darstellendes Glücksspielangebot den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken sowie der Entwicklung und Ausbreitung von unerlaubten Glücksspielen in Schwarzmärkten entgegenzuwirken, 3. den Jugend- und den Spielerschutz zu gewährleisten, 4. sicherzustellen, dass Glücksspiele ordnungsgemäß durchgeführt, die Spieler vor betrügerischen Machenschaften geschützt und die mit Glücksspielen verbundene Folge- und Begleitkriminalität abgewehrt werden, und 5. Gefahren für die Integrität des sportlichen Wettbewerbs beim Veranstalten und Vermitteln von Sportwetten vorzubeugen. Für uns mehr als eine gesetzliche Aufgabe Spielerschutz in den MERKUR SPIELBANKEN NRW Die sorgfältige Auswahl des Personals sowie die Aus- und Fortbildung unserer Kolleginnen und Kollegen sind für uns die Schlüssel zu einem erfolgreichen Spielerschutz. Mit unseren Maßnahmen, wie z. B. unserem Schulungskonzept, setzen wir die gesetzlichen Anforderungen gewissenhaft um, verbessern die Spieler- und Jugendschutzmaßnahmen kontinuierlich und setzen so seit Jahren neue Maßstäbe für die gesamte Branche. Im engen Austausch mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Forschung sowie betroffenen Spielgästen reflektieren wir unseren Wissensstand und entwickeln unsere Maßnahmen des Sozialkonzepts ständig weiter. Diese Erkenntnisse lassen wir kontinuierlich in unsere Schulungsinhalte und unser Sozialkonzept einfließen. So orientiert sich das Sozialkonzept an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Mensch steht für uns stets im Mittelpunkt. 2 Staatsvertrag

4 5 Vorwort Inhaltsverzeichnis Inhalt Staatsvertrag 02 Spielerschutz 03 Vorwort 05 Interviewrunde 06 Das erste Jahr: Lokale Beauftragte Responsible Gaming geben Einblicke Reportage 10 MERKUR SPIELBANK Hohensyburg: Wie funktioniert der Spielerschutz im größten NRW-Haus? Hintergrundbericht 14 Responsible Gaming - was ist der Stand in der internationalen Glücksspielforschung? Reportage 18 Premiere am Spieltisch – der erste Besuch in den MERKUR SPIELBANKEN Experten-Interview 22 Blick über den Tellerrand – Ludologie. Die Lehre vom Spielen Hintergrundbericht 26 Stiftung Wohlfahrtspflege: soziale Innovationen durch die Spielbankabgabe Sperrstatistik 30 Gastgespräche 34 Spielerschutzschulungen im Jahr 2024 36 Weiterbildung für mehr Sicherheit und Verantwortung Ausblick 38 Die Eröffnung des sechsten Standorts in Siegburg und die Rolle des Kanalisierungsauftrags Facts & Figures MERKUR SPIELBANKEN NRW 42 David Schnabel Vorstand MERKUR SPIELBANKEN Björn Hohlt Geschäftsführer MERKUR SPIELBANKEN NRW Liebe Leserinnen und Leser, „Mehrwert“ ist das zentrale Thema unseres diesjährigen Spielerschutzberichts. Für uns bei den MERKUR SPIELBANKEN NRW ist dieser Begriff kein abstraktes Konzept – er ist der Kern unserer Strategie. Er zeigt sich in allen Maßnahmen, die wir für den Spielerschutz ergreifen, und kommt unseren Gästen, Mitarbeitenden und der Gesell- schaft zugute. Wir schaffen ein sicheres Spielumfeld, das Vertrauen stärkt und unsere soziale Verantwortung unterstreicht. Doch wo lässt sich dieser Mehrwert im Spielbankenalltag ganz konkret erkennen? Genau das wollen wir Ihnen auf den folgenden Seiten im Rahmen von Interviews, Reportagen und Hintergrundberichten näherbringen. Dabei blicken wir auch auf die persönlichen Erfahrungen und Beiträge unserer Mitarbeitenden, die direkt vor Ort tätig sind und die Umsetzung unserer Spielerschutzmaßnahmen mitgestalten. Im vergangenen Jahr haben vier Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit als lokale Beauftragte Responsible Gaming (Spielerschutz) bei uns aufgenommen. Sie geben in einer gemeinsamen Interviewrunde einen wertvollen Einblick in die Praxis des Spielerschutzes vor Ort. Ihre Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil dessen, was wir unter „Mehrwert“ verstehen: eine nachhaltige Optimierung des Spielumfelds für unsere Gäste und gleichzeitig eine Stärkung des gesamten Spielerschutzteams. Darüber hinaus haben wir auch im Jahr 2024 unsere Ansätze im Bereich Responsible Gaming kritisch hinterfragt und weiterentwickelt. Wir erklären, wie uns die kontinuierliche Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsergebnissen aus der internationalen Glücksspielforschung dabei hilft, unsere eigenen Spielerschutzmaßnahmen stetig zu verbessern und an die neuesten wissenschaftlichen Standards anzupassen. Neben unseren strategischen Maßnahmen zur optimalen Schulung unserer Mitarbeitenden haben wir die Zusammenarbeit mit der Sozialstiftung NRW (ehemals Stiftung Wohlfahrtspflege) weiter inten- siviert. Der Hintergrundbericht zu dieser Partnerschaft gibt Ihnen einen vertieften Einblick, wie die MERKUR SPIELBANKEN NRW durch ihre Spielbankabgaben wichtige soziale Projekte in Nordrhein-Westfalen unterstützen. Damit leisten wir einen bedeutenden Beitrag zu sozialer Verantwortung und Integration, insbesondere in den Bereichen Seni- orenhilfe, Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und anderen sozialen Einrichtungen. Das Spielerschutz-Magazin 2025 ist ein Ausdruck unseres kontinuierlichen Engagements und des Bestrebens, einen bestmöglichen Rahmen für ein sicheres und verantwortungsvolles Spielerlebnis zu schaffen. Wir hoffen, dass dieser Bericht Ihnen nicht nur einen tiefen Einblick in unsere Maßnahmen bietet, sondern auch zeigt, wie wir gemeinsam mit unseren Mitarbei- tenden und Partnern Verantwortung übernehmen, um Mehrwerte zu schaffen. Duisburg, im Frühjahr 2025

6 7 Interviewrunde Interviewrunde „Uns alle verbinden Empathie und die Liebe zum Menschen“ Was unseren Spielerschutznachwuchs motiviert Sie sind das Herzstück des MERKUR Spielerschutzes: die regionalen Spielerschutzbeauftragten. Auf einer Schulung haben wir vier von ihnen getroffen, die ganz frisch an Bord sind. Wir wollten von ihnen wissen, was sie an ihrem neuen Job so spannend finden. Erst einmal: Glückwunsch zur neuen Position! Alle lachend: Danke! Was hat euch denn an der Aufgabe des Spielerschutzbeauftragten gereizt? Cindy: Für mich ist es vor allem die Nähe zu den Gästen. Ich bin seit zehn Jahren in unserer Branche tätig und anfangs gab es noch keinen gesetzlich vorgeschriebenen Spielerschutz. Spielen war für mich immer O. K., solange die Gäste Spaß haben und Spielen nicht zum Zwang wird. Als dann der Gesetzgeber Spielerschutzschulungen vorgeschrieben hat, fand ich das total klasse und mir war klar, dass ich auf jeden Fall ein Teil davon sein möchte. Marvin: Ich mag den Umgang mit Menschen. Jeder Mensch ist anders, man muss sich immer wieder auf sein Gegenüber einstellen, die Mimik erkennen, objektiv Verhalten beobachten. Das ist eine tolle Herausforderung, die ich spannend finde und die mir die Chance gibt, mich auch persönlich weiterzuentwickeln. Nurettin: Mich hat ein persönliches Erlebnis zum Spielerschutz gebracht. Ein langjähriger Gast im Alter meines Vaters, von dem ich es nie erwartet hätte, hat sich mir geöffnet und gefragt, ob er sich sperren lassen kann. Dieser Mann hat mir viel Privates erzählt und sehr persönliche Dinge anvertraut. Das hat mich tief berührt. Es war toll, zu erleben, dass Menschen mir offenbar vertrauen und Hilfe von mir annehmen. Und genau diese Stärke wollte ich mehr einbringen – wo geht das besser als im Spielerschutz? Und wie war das bei dir, Arjan? Du arbeitest ja an der Rezeption. Arjan: Ja, und gerade hier habe ich viel Kontakt zu Gästen und ich habe schon einige Selbstsperren durchgeführt. Das Thema begleitet mich also schon lange. Und als dann ein neuer regionaler Spielerschutzbeauftragter gesucht wurde, habe ich mich beworben. Haben sich denn eure Erwartungen erfüllt? Marvin: Auf jeden Fall. Meine Arbeit ist noch viel abwechslungsreicher geworden. Es öffnen sich Türen zu neuen Aufgabenbereichen und Themen. Ich bin flexibler in meiner Tätigkeit, kann auch mal bei Kollegen oder Kolleginnen im Saal aushelfen. Andererseits habe ich mehr Zeit, mich auf Gespräche mit Gästen vorzubereiten. Arjan: Man lernt jeden Tag dazu. Und wenn man mal nicht weiterweiß, wird einem immer geholfen. Auch die Schulungen, so wie wir sie heute hier erleben, sind superwichtig. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen geben hilfreiche Tipps, auch zu Einzelproblemen, die einen gerade so beschäftigen. Ihr seid sehr offen und sympathisch. Sind das die Einstellungskriterien für den Job als Spielerschutzbeauftragte? Nurettin (lachend): Danke für das Kompliment. Ja, uns verbinden sicherlich zwei ganz wichtige Eigenschaften: Empathie und die Liebe zum Menschen. Marvin: Da bin ich voll bei dir! Ich finde aber auch ganz entscheidend, authentisch zu sein. Der Gast merkt sofort, wenn man ihm etwas vorgaukelt, einen Standardtext zur Selbstsperre herunterrattert, damit er irgendwie beruhigt nach Hause geht. Wenn wirklich eine Spielproblematik vorliegt, müssen wir uns ernsthaft kümmern, und zwar über die Selbstsperre hinaus. Marvin Peters (MERKUR CASINO Duisburg) Cindy Szymanski (MERKUR SPIELBANK Monheim) Nurettin Ögütmen (MERKUR CASINO Bad Oeynhausen) Arjan Pericic (MERKUR SPIELBANK Hohensyburg)

8 9 Interviewrunde Interviewrunde Und ihr habt ja auch einen Schulungsauftrag für die Teams vor Ort. Das erfordert Können. Cindy: Absolut richtig. Deshalb sind auch ein sicheres Auftreten und Selbstvertrauen wichtig. Als Spielerschutzbeauftragte trainieren und schulen wir unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Wir sind Ansprechpartner, übernehmen Führungsaufgaben und tragen die Verantwortung für alle Spielerschutzmaßnahmen an unserem Standort. An diesen Herausforderungen sollte man Spaß haben. Ich finds super! Gibt es etwas, was ihr euch für die Zukunft eurer Arbeit wünscht? Nurettin: Ich fände es total spannend, noch mehr darüber zu erfahren, wie Spielerschutz in anderen Ländern funktioniert. Wenn die regionalen Experten uns davon berichten, wie sie Spielerschutz in ihrem Land organisieren, was sie anders machen und worauf es dort ankommt. Cindy: Es wäre schön, wenn wir bei manchen Gästen noch mehr darauf achten könnten, die verschiedenen Hintergründe und Bedürfnisse individuell zu berücksichtigen. Feingefühl und ein objektiver Blick sind hier von entscheidender Bedeutung. EMPATHIE & LIEBE EMPATHIE & LIEBE EMPATHIE & LIEBE EMPATHIE & LIEBE EMPATHIE & LIEBE EMPATHIE & LIEBE Marvin: Das stimmt. Gleichzeitig werden wir es zunehmend mit einer anderen Klientel zu tun haben: Es ist ein Unterschied, ob ein berufstätiger Mittdreißiger regelmäßig in seiner Mittagspause zum Spielen kommt oder ein 18-Jähriger sein Taschengeld oder Azubigehalt verspielt, um sich vor seinen Freunden wichtig zu machen. Hierauf müssen wir uns einstellen, noch aufmerksamer werden und eng zusammenarbeiten. Spielerschutz braucht also die Mithilfe aller Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Nurettin: Genau so ist es. Wir können unsere Augen und Ohren nicht überall haben. Daher unser Appell an alle Teams in den Spielbanken: Wir brauchen euren aufmerksamen Blick. Füllt die Beobachtungsbogen regelmäßig aus. Eure Tipps und Hinweise, wo wir aktiv werden sollten, sind wichtig für unsere Arbeit und sichern am Ende den Spielspaß unserer Gäste! Empathisch, authentisch, zugewandt: unsere jüngsten Zugänge im MERKUR-Spielerschutz (v. l. n. r.): Marvin Peters (MERKUR CASINO Duisburg), Cindy Szymanski (MERKUR SPIELBANK Monheim), Nurettin Ögütmen (MERKUR CASINO Bad Oeynhausen), Arjan Pericic (MERKUR SPIELBANK Hohensyburg)

10 11 Reportage Zu Fliege und Sakko gesellen sich Sneaker und Chinos: Ein junges Publikum setzt neue Maßstäbe, stellt andere Anforderungen an ein attraktives Angebot und damit auch an die lokalen Beauftragten Responsible Gaming. Am Ball bleiben und sich weiterentwickeln – in der MERKUR SPIELBANK Hohensyburg wissen sie, wie das geht. Um 17 Uhr fängt es an zu dämmern an diesem Freitagnachmittag im Februar. Und wie auf ein Zeichen treffen sie ein in dem schicken Foyer: neue und altbekannte Gesichter, Menschen in eleganter Aufmachung oder in lässigem Outfit. Einzeln, als Pärchen oder gleich in ganzen Gruppen verteilen sich die Gäste auf die zwei oberen Etagen, die eine willkommene Auszeit vom Alltag versprechen. Vielen ist die Vorfreude auf den Abend deutlich anzusehen, manchen auch die Aufregung. SPIELERSCHUTZ AUF DER HOHENSYBURG Die MERKUR SPIELBANK Hohensyburg zählt auch 40 Jahre nach ihrer Eröffnung zu den populärsten Ausgehadressen in der Region. Mit ihrer Topgastronomie, spannenden Shows und modernen Glücksspielangeboten ist die Spielbank auch weit über Dortmunds Grenzen hinaus für erstklassige Unterhaltung bekannt. Der besondere Reiz liegt in der Mischung aus Retro und Zeitgeist. Über die Treppe geht es vorbei an alten Schätzchen aus den Anfängen des Casinos hin zu den Spielangeboten der neuesten Generation: „Wir haben in den letzten Jahren viel modernisiert und trotzdem den typischen Charme des Hauses beibehalten“, berichtet Sebastian Griese, Direktor des Hauses. „Im September feiern wir unser 40-jähriges Bestehen. Wer so lange existiert, muss immer am Ball bleiben.“ Das Casino zieht heute auch viele neue, vor allem junge Gäste an – und stellt damit auch neue Anforderungen an die vier lokalen Beauftragten Responsible Gaming vor Ort. Individuelle Bedürfnisse sehen Reportage Mehr Erstbesucher stellen den Spielerschutz vor neue Aufgaben Michael Jütte, Manfred Ross, Sven Bentlage und Adrijan Pericic kennen alle das Geschäft seit über 25 Jahren. Erfahrung ist Trumpf, und die kommt ihnen natürlich beim Spielerschutz zugute. Aber auch für das Quartett heißt es, ständig am Ball zu bleiben. Michael Jütte verfolgt als langjähriger Spielerschützer und Mitglied im Kompetenzteam Responsible Gaming der MERKUR SPIELBANKEN NRW genau, wie sich die Anforderungen über die Jahre verändern. „Die Ansprüche an neue, attraktive Spielangebote und damit auch an einen Spielerschutz, der mit aktuellen Entwicklunggen mithält – oder sie besser noch vorwegnimmt –, gehen Hand in Hand. Wir beobachten, wie der Markt sich entwickelt, und überprüfen laufend, wie unsere Maßnahmen wirken.“ Zu den besonderen Entwicklungen in Dortmund gehört eine schnell wachsende Anzahl an jungen Erstbesuchern. „Früher waren unsere Erstbesucher anfangs eher beobachtend und zurückhaltend im Spiel“, schildert Sven Bentlage. „Heute kommen sie bereits als Profis, obwohl sie vorher noch nie im Casino waren.“ Das Internet machts möglich, und das bringt eine ganz neue Problematik mit sich. „Es ist ein Phänomen, das wir aus der Online-Welt kennen. Die jüngeren Generationen sind es gewohnt, an Gaming-Konsolen wie der PlayStation zu spielen oder anderen Personen dabei zuzuschauen“, erklärt Michael Jütte. „Heutzutage filmen sich Gamer beim Spielen, geben strategische Tipps und stellen das ins Netz. Den gleichen Trend beobachten wir jetzt auch im Glücksspielsegment. Spieler zeichnen sich auf, wenn sie gewonnen haben, und teilen das in ihrer Community. Das weckt natürlich Erwartungen, denen wir begegnen müssen. Den jungen Leuten fehlt es oft an Risikobewusstsein.“ In täglichen Updates bespricht sich Sebastian Griese, seit einem Jahr Direktor in Dortmund und seit mehr als 20 Jahren bei der MERKUR GROUP, mit seinem Team. Wie gehen wir mit einem veränderten Publikum um? Hier wird schnell und flexibel entschieden. Adrijan Pericic » Ich habe mich vor einem halben Jahr zum lokalen Beauftragten Responsible Gaming fortbilden lassen. Ich möchte mich ja auch persönlich weiterentwickeln und habe Lust, anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen. Sven Bentlage » Durch meine Aufgabe als lokaler Beauftragter Responsible Gaming habe ich heute einen ganz anderen Blick auf unsere Gäste, und das macht meine Arbeit auch nach Jahren noch immer wieder spannend.

12 13 Reportage Der Mensch im Mittelpunkt – das gilt für die Gäste und das Team Aber nicht nur die vielen neuen Erstbesucher haben die lokalen Beauftragten gut im Blick. Menschen aller Altersstufen und mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund kommen hier im Casino zusammen und wollen mit ihren individuellen Bedürfnissen gesehen werden. Das verlangt Fingerspitzengefühl. „Die sogenannten Soft Skills spielten bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schon immer eine wichtige Rolle,“ beschreibt Sebastian Griese die Anforderungen an sein Team, „aber jetzt müssen sie sich noch sensibler auf die kulturellen Unterschiede und Mentalitäten einstellen. Gleichzeitig wollen wir unsere Leute auch entlasten und nehmen bei MERKUR mentale Gesundheit sehr ernst.“ Dafür steht das Team aus Dortmund – wie alle Häuser in NRW – im engen Austausch mit dem Kompetenzteam Responsible Gaming. „Wir nehmen solche Themen natürlich in unsere Schulungen mit auf“, ergänzt Jütte. „Interkulturelles Training, Achtsamkeit und Resilienz sind heute selbstverständlicher Teil in unseren Aus- und Fortbildungen.“ Schulungen immer auf dem neuesten Stand Diese Themen fließen in die Schulungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ein – das macht es abwechslungsreich und aktuell, aber auch ganz schön kompakt: Denn seit dem Sommer 2024 schreibt die neue Spielbankverordnung anstelle von bisher zwei Terminen nur noch eine Schulung im Jahr vor. Eine Herausforderung, der Michael Jütte auf positive Weise begegnet: „Wir sehen hier keine Nachteile. Alle unsere Kolleginnen und Kollegen – ob auf der Fläche, in der Gastronomie oder multifunktional wie in der MERKUR SPIELBANK Monheim – sind gut geschult. Alle sind im ständigen Austausch. Der Spielerschutz ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Und die kurzen Gespräche, in denen wir uns mehrmals am Tag auf dem Laufenden halten, zeigen, dass wir alle sensibel und wach dafür sind. Eigentlich schulen wir uns gegenseitig täglich in unserer Arbeit und entwickeln uns gemeinsam weiter. Was könnte besser sein?“ Reportage Miteinander reden hilft, auch manchmal schwierige Situationen gut zu verarbeiten: Malgorzata Adamska, Mitarbeiterin in der Gastronomie, und Sven Bentlage im Gespräch. Michael Jütte » Wir schulen uns eigentlich täglich in unserer Arbeit und entwickeln uns gemeinsam weiter. Sebastian Griese » Wir sind hier ein super Team. Beim Thema Gelassenheit, auch in schwierigen Situationen, kann ich von unseren langjährigen Kolleginnen und Kollegen noch was lernen. Manfred Ross » Ich habe heute einen viel tieferen Einblick, wie problematisches Spielverhalten entsteht und wie wir gezielt helfen können. Immer ansprechbar: Spielerschützer Manfred Ross, Adrijan Pericic und Sven Bentlage freuen sich auf ihre Gäste (v. l. n. r.).

14 15 Ein starkes Interesse liegt gerade auch auf „Gambling-Related Harm“: Schäden, die durch Glücksspiel entstehen, können auch bei Personen auftreten, die kein suchtauffälliges Verhalten zeigen. Wie könnten erfolgreiche Präventionsmaßnahmen hier aussehen? Ein weiterer Fokus liegt zum Beispiel darauf, wie sich Werbung in Social-Media-Kanälen auswirkt. Hintergrundbericht Hintergrundbericht Responsible Gaming: internationale Trends im Blick behalten Spielerschutz auf dem neuesten Stand der Wissenschaft: Dafür nimmt die MERKUR GROUP verstärkt internationale Studien in den Blick. Andere Länder, andere Fragestellungen – das sorgt für spannende Erkenntnisse. Welche neuen Ergebnisse liefert die Wissenschaft rund um das Thema Glücksspiel? Was machen andere Länder, und was heißt das strategisch vielleicht auch für unsere Arbeit? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Bereich MERKUR GROUP Responsible Gaming. Um hier fundierte Antworten zu bekommen, verstärkt seit zwei Jahren ein wissenschaftlicher Mitarbeiter den Zentralbereich. Aufgabenschwerpunkt des Gesundheitspsychologen: internationale Studien zum Glücksspiel und zur Glücksspielstörung. Ein Gespräch mit Jan Kowala, Head of Group Responsible Gaming der MERKUR.COM AG, und Jérôme Gouraud, MERKUR GROUP Responsible Gaming, gibt spannende Einblicke: Lohnt sich der Blick über den Tellerrand? Für Deutschland sind ja zunächst einmal die deutschen Studien relevant. Warum verfolgen Sie jetzt auch die internationale Studienlage so intensiv? Jan Kowala: Unser Anspruch ist ja bekannt, wir bieten Spielerschutz auf höchstem Niveau. Damit wir das auch in Zukunft gewährleisten können, blicken wir über den Tellerrand. Zu welchen konkreten Themen forschen andere Länder im Bereich Glücksspiel und Spielerschutz, und welche Fragen müssen wir uns auch hier in Zukunft stellen? Ich finde es wichtig, dass wir uns immer wieder selbst hinterfragen und weiterdenken. Und gibt es bereits Erkenntnisse? Jan Kowala: Die wichtigste Erkenntnis, die wir bereits ziehen konnten: Wir sind im Moment wirklich gut aufgestellt mit unseren Spielerschutzmaßnahmen und setzen damit Maßstäbe für Deutschland. Das wollen wir auch in Zukunft gewährleisten und mit neuen Entwicklungen Schritt halten. Hier müssen wir feststellen, dass andere Länder, allen voran die USA, Großbritannien, Kanada und Australien, sehr viel mehr in neue Studien investieren, Trends genauer im Blick behalten und sich andere Fragen stellen. Daher ist für uns der Blick ins Ausland auch so interessant. Woran wird in diesen Ländern denn gerade geforscht? Jérôme Gouraud: Aktuelle Studien beziehen sich vielfach auf neue Glücksspielformen und darauf, wie hier Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden können. In diesen Ländern wird vor allem dazu geforscht, wie sich Online-Glücksspielformen von dem traditionellen, dem sogenannten terrestrischen Spiel unterscheiden und was das für die Anbieter und Regulatoren in der Praxis bedeutet. Zahlen, Daten und Fakten: Was bedeutet Responsible Gaming in anderen Ländern? Jan Kowala » Wer den Ehrgeiz hat, ganz vorne mitzuspielen, sieht immer Luft nach oben. Mit besserer Forschung ermöglichen wir auch einen besseren Diskurs zwischen Wissenschaft, Industrie, Hilfesystemen und Gesetzgeber.

16 17 Hintergrundbericht Hintergrundbericht Jérôme Gouraud » Mein Wunsch wären mehr Ressourcen für Forschung im eigenen Land. Wo sich Angebote verändern und eine neue Generation von Spielerinnen und Spielern hinzukommt, braucht es auch neue Erkenntnisse. Nur so können wir unsere Spielerschutzmaßnahmen weiter verbessern und stärker individualisieren. Spannend! Jérôme Gouraud: Ja, in der Tat. Diese sehr konkreten Fragestellungen führen am Ende natürlich zu Erkenntnissen, aus denen diese Länder passgenauere Maßnahmen für ihren Spielerschutz ableiten. Der Markt verändert sich. Und die nächste Generation an Spielerinnen und Spielern kommt dazu. Sie bringen andere Vorlieben und Erwartungen an ein attraktives Spielerlebnis mit. Wir sind also nicht nur gefordert, unsere Angebote weiterzuentwickeln, um ein kluges Gegengewicht zum illegalen Glücksspiel zu schaffen. Wir müssen schon jetzt mitdenken, wie wir unseren Gästen auch in den kommenden Jahren den besten Spielerschutz garantieren. Uns mit internationalen Studien zu beschäftigen, hilft dabei, uns auch für Deutschland die richtigen Fragen zu stellen: Wie viel Regulation ist notwendig, und wo sorgt Überregulierung dafür, dass Gäste sich dem illegalen Glücksspiel zuwenden? Toll, wenn die internationale Studienlage so viel hergibt. Anderseits klingt es auch etwas ernüchternd. Hängen wir in Deutschland in der Glücksspiel- und Spielsuchtforschung hinterher? Jan Kowala: Ich sage mal so: Andere Länder wenden deutlich mehr Zeit und Geld für Forschung auf diesem Gebiet auf. Aber die Frage stellt sich für mich eher anders. Was machen wir mit den Erkenntnissen, die wir aus den Studien in Deutschland ziehen, wie tauschen wir uns darüber aus? Was meinen Sie konkret damit? Jan Kowala: Wir hatten in den letzten Jahren einen Fall, in dem ein aktuelles Studienergebnis abgewichen ist von unserer eigenen Erfahrung aus der Praxis. Das hat für uns natürlich drängende Fragen aufgeworfen: Ist das jetzt wirklich eine neue Lage, sorgen unsere Konzepte auch weiterhin für ausreichenden Spielerschutz, und wie kommt es zu diesen abweichenden Bewertungen? Dem sind wir nachgegangen und haben die Studie überprüfen lassen. Wir müssen hier ja sicher sein. Die neuen Ergebnisse, die uns letztlich in unseren Bemühungen bestärkt haben, zeigen: Es braucht den engen Abgleich von Wissenschaft und Praxis, um zu den besten Lösungen zu kommen. Und das ist auch mein Wunsch für die Zukunft: ein verbesserter Diskurs auf Basis einer breiteren Studienlage, an dem sich alle relevanten Akteure beteiligen – Konsumenten, Wissenschaft, Industrie, die Hilfesysteme und der Gesetzgeber. Wo könnte das denn relevant werden in der kommenden Zeit? Jérôme Gouraud: Es gibt immer mehr digitale Glücksspielangebote. Künstliche Intelligenz wird auch in diesem Zusammenhang eine große Rolle spielen. Wir haben mehr Daten zur Verfügung, die Informationen über das Spielverhalten einer Person liefern. Ab wann ist ein Spielverhalten problematisch, an welchen Stellen ist das auch virtuell erkennbar? Hier gibt es leider noch keinen wissenschaftlichen Konsens. Aber es gibt bereits eine Vielzahl an Risikokriterien. Um betreffende Personen adäquat adressieren zu können, ist es wichtig, nicht nur eine einzelne Variable zu betrachten, wie zum Beispiel die Spieldauer – Maßnahmen müssen immer auch zum individuellen, spezifischen Kontext der Person passen. Es braucht die richtige Maßnahme im richtigen Moment, stärker individualisiert – das ist die beste Chance für einen effektiven Spielerschutz. Internationale Studien ermöglichen Rückschlüsse auf nationaler Ebene. TRENDS IM BLICK TRENDS IM BLICK TRENDS IM BLICK TRENDS IM BLICK

18 19 Reportage Reportage PREMIERE AM SPIELTISCH – DER ERSTE BESUCH IN DEN MERKUR SPIELBANKEN Nervenkitzel und erstklassige Unterhaltung – die MERKUR SPIELBANKEN bieten ein vielfältiges und einzigartiges Spielerlebnis im stilvollen Ambiente. Diese Fotostory begleitet eine junge Frau bei ihrem ersten Besuch im MERKUR CASINO Duisburg. Doch wie läuft der erste Casinobesuch aus der Sicht des Gastes eigentlich ab? Und welche Spielerschutzmaßnahmen begegnen den Gästen – bewusst oder unbewusst – während ihres Aufenthalts? Die Spielbanken heißen jeden Gast herzlich willkommen. Entsprechend den gesetzlichen Richtlinien wird die Identität aller Besucher festgestellt und mit dem bundesweiten Sperrsystem OASIS abgeglichen. Erst wenn sichergestellt ist, dass keine Spielersperre vorliegt, kann der Eintritt gewährt werden. Hinweise und Aushänge machen deutlich, dass Personen unter 18 Jahren kein Zutritt gewährt wird. In den Spielbanken stehen sämtliche Informationen zum Spielerschutz den Gästen ebenfalls durch Terminals und Informationsbroschüren zur Verfügung. Dort finden sich alle relevanten Angaben zum Thema Prävention, Kontaktadressen der Spielerschützer, Hilfsangebote, Selbsttests und Sperranträge. Schon vor dem Besuch können sich die Gäste auf den Websites und Social-Media-Kanälen der Spielbanken über das Spielangebot informieren. Beim Aufruf der Website ist auch der Menüpunkt Spielerschutz gut sichtbar platziert.

20 21 Reportage Reportage Nach dem Check-in beginnt der Nervenkitzel! Die MERKUR SPIELBANKEN bieten unterschiedliche Spielautomaten mit den beliebtesten Spieletiteln. Das Personal steht den Gästen sowohl im Automatensaal als auch an den Spieltischen jederzeit für Fragen zur Verfügung. Dies beinhaltet Spielerklärungen, Hinweise zu Spielpausen und natürlich auch den sozialen Austausch. Nach einem Spiel stehen den Gästen diverse Getränke, Snacks und Gerichte in den Gastronomiebereichen der Spielbanken zur Verfügung. Regelmäßige Spielpausen sind für ein verantwortungsvolles Spiel sehr wichtig. Im Klassischen Spiel haben die Gäste die freie Wahl zwischen Roulette, Black Jack und Poker. Die Croupiers fungieren dabei als Hauptansprechpartner und garantieren einen ordnungsgemäßen Spielablauf. Beratung gewünscht? Die fachkundigen Spielerschützer und Mitarbeitenden sind in jeder MERKUR SPIELBANK für die Gäste da. In einem vertraulichen Gespräch informieren die Spielerschützer über die Themen Glücksspiel, Möglichkeiten der Selbstbegrenzung oder Spielersperren. Bis zum nächsten Mal! Ziel ist, dass jeder Gast mit einem Lächeln und tollen Erinnerungen nach Hause geht.

22 23 Experten-Interview Experten-Interview Erfolgsrezept gegen illegale Angebote: „Legales Glücksspiel muss zu den Interessen der Spielenden passen.” Herr Professor Junge, es beschäftigen sich ja viele Wissenschaften mit dem Phänomen des Spielens – die Psychologie, Soziologie oder auch die Mathematik, Stichwort Wahrscheinlichkeitsrechnung. Was ist das Spezielle an der Ludologie? Junge: Wie Sie richtig sagen, ist die Spielwissenschaft bis heute sehr vielfältig und umfasst viele miteinander verbundene Wissenschaftsdisziplinen. Um diese verschiedenen Perspektiven auf das Spiel zu bündeln, habe ich 2014 das Institut für Ludologie (Anm. d. Red.: „ludus“ latein. das Spiel, „logos“ griech. die Lehre) in Berlin gegründet. Unter dem gemeinsamen Dach einer Gesellschaft für Spielwissenschaft, die sich aktuell in Gründung befindet, forschen mittlerweile mehr als 50 Professorinnen und Professoren von 30 Hochschulen interdisziplinär zum Thema Spielen. Besonders stolz bin ich auf unser Spielearchiv in Altenburg: Über 82.000 Brettspiele haben wir über die letzten Jahre gesammelt, archiviert und dokumentiert. Denn Spiele sind für mich genauso Kulturgut und Medienwerke wie Bücher. Aus Erkenntnissen der Spielwissenschaft lernen Warum spielt der Mensch eigentlich? Junge: Vom ersten Augenblick unseres Lebens lernen wir im Spiel, wie die Welt funktioniert, und zwar rund um den Globus nach dem gleichen Muster. Wir eignen uns im Spiel ganz vielfältige Kompetenzen an, wie Geschicklichkeit, Konfliktfähigkeit, Kreativität, Selbstvertrauen und auch den Umgang mit dem Schicksal, dem Unvorhergesehenen und mit dem Zufälligen. Und das alles, ohne dass es uns wirklich anstrengt. Woran liegt das? Junge: Weil – im wahrsten Sinne des Wortes – Emotionen im Spiel sind. Jedes Spiel lädt uns ein, in eine spielerische, künstliche Wirklichkeit einzutauchen. Diese Fantasiewelt schenkt uns Gefühle, die wir sonst im Alltag vielleicht nicht so erleben. Wir erobern fremde Länder, verdienen Millionen durch Straßenverkäufe, werden rausgeschmissen und brauchen nur eine Sechs zu würfeln und sind wieder Was reizt den Menschen am Glücksspiel? Wie lange setzt der Mensch schon auf den Zufall und steckt dahinter vielleicht mehr als nur Spaß und Spannung? Was bedeutet das für unser Spielangebot und den Spielerschutz? Wir haben jemanden gefragt, der es wissen muss: Professor Dr. Jens Junge ist Ludologe, zu Deutsch Spielwissenschaftler, und Gründer des Instituts für Ludologie in Berlin. im Spiel. Auch können wir uns Dinge besser merken, wenn wir sie auf spielerische, emotionale Art und Weise vermittelt bekommen. Unser Gehirn liebt spannende Geschichten, ein überraschendes Erlebnis oder ein emotionales Bild. Das bleibt im Gedächtnis. Nüchtern präsentierte Daten und Fakten sind schnell wieder vergessen. Und womit zieht das Glücksspiel die Menschen emotional in seinen Bann? Junge: Beim Glücksspiel erleben wir, dass wir mit unseren Fähigkeiten nicht alles unter Kontrolle haben. Es passieren Dinge, die wir uns nicht erklären können, oder anders gesagt: Eine höhere Kraft, oder nennen wir es Zufall oder Schicksal, bestimmt, ob ich gewinne oder nicht. Dieses Spannungsfeld reizt uns. Sportwetten beispielsweise funktionieren nur, weil selbst beim Fußball statistisch gesehen der Spielausgang neben den Aspekten wie Talent, Körperkraft und Geschick immer noch zu 42 Prozent am Zufall hängt. Diese Spannung macht den Menschen Spaß und so freuen sich alle, wenn Holstein Kiel im DFB-Pokal auch mal gegen Bayern München gewinnt. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze – und ist ein Beispiel dafür, wie auch im Sport der glückliche Zufall eine wichtige Rolle einnimmt.“ Prof. Dr. Jens Junge » Er ist Spielforscher, Unternehmer und Comic-Enthusiast. » Der gebürtige Flensburger und promovierte Sozialwissenschaftler lehrt seit 2011 an der SRH Berlin University of Applied Sciences und gründete 2014 das Institut für Ludologie. » Vor seiner Forscherkarriere arbeitete er mehrere Jahre in der Spielebranche und gründete u. a. einen eigenen Comic-Verlag. » Als Unternehmer und Forscher verbindet er Wissenschaft mit Praxis, um die Kulturgüter Spiel und Comic zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Experten-Interview 24 Experten-Interview 25 Aber geht es beim Glücksspiel immer nur um Spannung und Spaß? Junge: Nein. Die Menschen nutzen das Glücksspiel seit Jahrtausenden u. a. auch, um tägliche Anforderungen konfliktfreier zu lösen. Erste Fundstücke, die das faktisch belegen, sind 5.000 Jahre alte Würfel oder Ansammlungen von Knochenhaufen unterschiedlicher Dicke und Länge. Hiermit ließen die Menschen das Glück über ganz einfache Fragen des Zusammenlebens entscheiden: Wer übernimmt welche Aufgaben oder wer bekommt das beste Stück Fleisch? Natürlich ging es auch bei den Urvölkern um Spaß und Zeitvertreib. Eine Tatsache, die im Laufe der Zeit auch Kritiker des Glücksspiels auf den Plan rief. Schon im Mittelalter hat man immer wieder versucht, das Glücksspiel zu verbieten oder einzuschränken. Vor allem der Kirche war das Spiel ums Glück als Werk des Teufels ein Dorn im Auge – bestimmt doch Gott ganz allein über unser Schicksal. Aber diese und andere Verbote stießen damals wie heute schnell an ihre Grenzen. Denn der Mensch beobachtet jeden Tag, dass in der Natur permanent etwas Unvorhergesehenes oder Zufälliges passiert. Er hat gelernt, mit diesem Zufall umzugehen, ihn als festen Bestandteil seines Lebens wahrzunehmen, Spaß damit zu haben und Herausforderungen so leichter zu begegnen. Das Glücksspiel als Lebenshilfe oder gar Krisenbewältigung? Junge: Ja, das könnte man so sagen. Es mag Sie überraschen, aber nehmen Sie das Beispiel ‚Mensch ärgere Dich nicht‘. Ein britischer Kolonialherr brachte das indische Würfel-Brettspiel Pachisi, die Mutter des deutschen Spielklassikers, unter dem Namen Ludo auf den englischen Spielemarkt. Das Leben als ewiges Leiden, man wird gemeuchelt, bei einer gewürfelten Sechs wiedergeboren und mit ein wenig Glück erreicht man am Ende den Eintritt ins schmerzfreie Nirwana – so die ursprüngliche religiös geprägte Spielidee aus Indien. Eine wunderbar heilsame Illusion. Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte auf einer Englandreise ein gewisser Herr Schmidt das Spiel, änderte ein wenig die Spielregeln und versuchte, das Spiel in Deutschland zu vermarkten. Zunächst nur mit mäßigem Erfolg gelang ihm im Ersten Weltkrieg dann der Durchbruch: Er schickte 3.000 Spiele in die Lazarette. Die Soldaten waren begeistert. Endlich Ablenkung vom elenden Kriegsalltag. Und das Ziel des Spiels sprach eines der tiefsten Bedürfnisse der traumatisierten Soldaten an: am Ende sicher nach Hause zu kommen. Begeistert schrieben die Soldaten ihren Familien von dem Brettspiel und der Siegeszug von Mensch ärgere Dich nicht nahm seinen Lauf. Warum kann der Spaßfaktor am Glücksspiel bei einigen Menschen manchmal in problematische Verhaltensweisen übergehen? Junge: Da sind wir beim Thema Spielertypen. Wir alle haben unterschiedliche Bedürfnisse und Motive, warum und wie wir spielen. Die einen suchen einfach nur Unterhaltung, gehen ins Casino, um gemeinsam mit Freunden eine gute Zeit zu haben. Andere suchen beim Glücksspiel die Spannung, den Kitzel und lassen sich voll auf den Reiz des Unvorhersehbaren ein. Hier kann es in Einzelfällen zu einem Realitätsverlust kommen und die Betroffenen glauben, sie könnten die eindeutig als Glücksspiel erkennbaren Angebote und den ihnen innewohnenden Zufall unter Kontrolle bekommen. Vor allem männliche Alleinspieler sind aufgrund dieser Illusion und Fehleinschätzung gefährdet. Ihnen fehlt die Sozialkontrolle von anderen, die auch mal sagen ‚Komm, es reicht, lass uns lieber aufhören‘. Genau um diesen vulnerablen, gefährdeten Personen zu helfen, kommen in unseren Spielbanken speziell geschulte Spielerschutzbeauftragte zum Einsatz … Junge: … und das ist wichtig und genau richtig so. Aber Gott sei Dank sind es ja eher Einzelfälle. Das Problem ist der inzwischen sehr große illegale Markt. Schauen Sie für uns doch zum Abschluss in die Zukunft: Wie wird oder sollte sich das Glücksspiel aus Sicht der Spielforschung entwickeln und damit auch der Spielerschutz? Aus Indien über Kriegslazarette ins deutsche Wohnzimmer: Aus dem Lebenskreuz des indischen Brettspiels Pachisi (linkes Bild) wurde das berühmte Spielfeld von Mensch ärgere Dich nicht. Junge: Glücksspiel gehört einfach zu unserer Kultur, so wie zu den Kulturen vor Jahrtausenden – und das wird sich auch nicht ändern. Klar, digitale und illegale Angebote boomen und damit wird es auch immer schwieriger, die Personen mit Glücksspielstörung zu identifizieren, um ihnen dann gezielt helfen zu können. Deshalb ist es wichtig, dass der Staat weiterhin klare, aber auch zu den Spielenden passende Regeln setzt und der Spielerschutz mit der digitalen Entwicklung Schritt hält. Aber ich bin Ludologe und kein Suchtexperte. Ich interessiere mich für die Spielmotivation der Menschen. Von daher fände ich es wichtig, dass bei aller notwendigen Regulierung der Spielspaß wieder stärker in den Fokus rückt. Die Monotonie im Spielangebot ist ein Risiko und führt dazu, dass viele Spieler sich nach Abwechslung und nach zu ihren Interessen passenderen Spielangeboten sehnen – und genau das macht illegale Angebote so attraktiv. Die deutsche Kriminalitätsstatistik der letzten Jahre und besonders aus 2023 spricht dazu Bände. Wir haben kürzlich eine Studie zur Spielmotivation und Spielfreude an Geldspielautomaten in Spielhallen veröffentlicht. Das Ergebnis ist eindeutig: 75 Prozent der Befragten fühlen sich durch die gesetzlichen Vorgaben in ihrer Spielfreude eingeschränkt, und 44 Prozent haben schon darüber nachgedacht, deshalb auf illegale Spielangebote auszuweichen. Meine Empfehlung: Ja, Glücksspiel muss weiterhin staatlich reguliert in einem geschützten Rahmen stattfinden. Aber es muss auch vielfältiger und spannender werden. Nur so verlieren illegale Angebote langfristig ihren Reiz und ein wirksamer Spielerschutz kann realisiert werden, weil die Spielenden nicht mehr in Hinterzimmern verschwinden. ERFOLGSREZEPT ERFOLGSREZEPT ERFOLGSREZEPT ERFOLGSREZEPT

26 Hintergrundbericht „Es ist perfekt.“ Die Frau strahlt, als sie aus dem Duschanhänger des Düsseldorfer Vereins Flingern mobil in die kalte Winterluft tritt. Die wohnungslose Düsseldorferin ist eine der Stammbesucherinnen des ersten mobilen Duschangebots in NordrheinWestfalen. Dort erhalten wohnungslose Menschen nicht nur eine warme Dusche, sondern auch soziale Beratung und medizinische Hilfe. Das Modellprojekt „jotdrop“ reagiert mit seinem niedrigschwelligen Angebot auf die steigenden Obdachlosenzahlen. Möglich wurde es durch die Förderung der SozialstiftungNRW, die insgesamt 757.000 Euro beisteuerte. Es ist Geld, das aus den Glücksspieleinnahmen der MERKUR SPIELBANKEN NRW stammt und durch die Stiftung für Menschen in sozialen Schwierigkeiten verwendet wird. Das nordrheinwestfälische Modell ist bundesweit einzigartig: Die SozialstiftungNRW fördert mit den Erlösen aus der Spielbankabgabe innovative Projekte von Trägern der Wohlfahrtspflege. Für die Menschen in NRW Soziale Innovation durch Spielbankabgabe – ein Erfolgsmodell Erfolgsprojekt jotdrop: eine mobile warme Dusche für Düsseldorfer Obdachlose Rund 25 Millionen Euro fließen jährlich aus den Glücksspielerlösen der MERKUR SPIELBANKEN NRW in die Sozialstiftung NRW. Geregelt ist diese Abgabe durch das Spielbankgesetz NRW. Mit dem Geld fördert die Stiftung viele wichtige und innovative Projekte von Trägern der Wohlfahrtsverbände im Land. Ein bundesweit einzigartiges Erfolgsmodell. Rund 8.700 Projekte setzten neue Standards in der sozialen Arbeit in NRW Geregelt ist das im Spielbankgesetz NRW. Es schreibt vor, dass jährlich Abgaben aus den Erlösen der Spielbanken in die SozialstiftungNRW fließen. Die Höhe der jährlichen Spielbankabgabe wird auf Basis der Bruttospielerträge bemessen. In der Praxis bedeutet das: Die SozialstiftungNRW erhält jährlich rund 24,5 Millionen Euro. Welche Projekte mit diesen Geldern unterstützt werden, darüber entscheidet der zehnköpfige Stiftungsrat. Er besteht zur Hälfte aus Parlamentariern, entsandt vom nordrheinwestfälischen Landtag, und aus Vertretern der Spitzenverbände der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege NRW sowie der zuständigen Landesministerien. 2024 feierte die SozialstiftungNRW ihr 50-jähriges Bestehen und zog eine bemerkenswerte Bilanz: Seit ihrer Gründung hat die SozialstiftungNRW insgesamt eine Milliarde Euro aus der Spielbankabgabe erhalten und damit rund 8.700 soziale Projekte ermöglicht. Mithilfe dieses Geldes konnte die Stiftung neue Standards in der sozialen Arbeit setzen. Wissenschaftler begleiten viele der geförderten Vorhaben. Davon profitiert die Sozialarbeit über NRWGrenzen hinaus. „Die SozialstiftungNRW hat in den 50 Jahren ihres Bestehens viele Millionen Menschen in nahezu allen Lebensbereichen erreicht und mitgeholfen, die soziale Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen zu verbessern“, stellte der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann anlässlich des 50-jährigen Bestehens im vergangenen Jahr fest. Als die SozialstiftungNRW 1974 unter dem Namen Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gegründet wurde, waren zum Beispiel pflegende Angehörige noch ganz auf sich allein gestellt. Menschen mit Behinderung lebten oft abgeschottet in Wohneinrichtungen. Und Inklusion in Kitas war noch undenkbar. Die Stiftung unterstützte beispielsweise erste Modellprojekte mit dem Ziel, pflegende Angehörige, etwa in der Tagespflege für Menschen mit Demenz, zu entlasten. Menschen mit Behinderung wurden aus ihrer Isolation geholt und fanden ein neues Zuhause in den sogenannten Außenwohngruppen, die ein dezentrales Wohnen ermöglichen. Und auch bei dem Thema, Menschen mit Behinderung dabei zu unterstützen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, setzte die SozialstiftungNRW mit ihren Hilfsprojekten Maßstäbe. Die SozialstiftungNRW hat mit ihrer Arbeit wesentlich zur besonderen Vielfalt sozialer Angebote in NRW beigetragen. Als Parlamentsstiftung ist sie ein bundesweit einzigartiges Erfolgsmodell. Marco Schmitz, MdL, Stiftungsratsvorsitzender der SozialstiftungNRW Marco Schmitz, Stiftungsratsvorsitzender Durch die Abgaben der Spielbanken an das Land NRW und damit auch an die Sozialstiftung NRW sind in den vergangenen Jahrzehnten über 8.700 wichtige und außergewöhnliche Projekte unterstützt worden. Wir sind froh, dass wir als Teil von Nordrhein-Westfalen unseren Beitrag für diese wichtigen Vorhaben leisten können. David Schnabel, Vorstand Spielbanken der MERKUR GROUP David Schnabel, Vorstand Spielbanken der MERKUR GROUP 27 Hintergrundbericht

29 Innovative Konzepte gegen Wohnungslosigkeit Bezahlbarer Wohnraum ist ein knappes Gut. Immer mehr bedürftigen Menschen in NRW droht die Wohnungslosigkeit. Ein Thema, das auch bei der SozialstiftungNRW ganz oben auf der Agenda steht: „Menschen von der Straße zu holen und ihnen eine neue Perspektive zu geben, ist eines unserer zentralen Anliegen“, erklärt der Stiftungsratsvorsitzende der SozialstiftungNRW, Marco Schmitz, MdL. So fließen rund 320.400 Euro in den Bau eines Sozialkaufhauses des SKM-Katholischen Vereins für soziale Dienste in Paderborn e. V. (SKM). Das Besondere und Einzigartige an dem Konzept ist der ganzheitliche Ansatz: Die Menschen finden in dem Sozialkaufhaus alles unter einem Dach – Beschäftigung, Wohnraum und Beratung. Eine einmalige Möglichkeit. Die angegliederte Werkstatt bietet Arbeitsplätze für 20 langzeitarbeitslose Menschen und im Hauptgebäude befinden sich 16 Appartements sowie Räume für soziale Beratung. Ein innovativer, Erfolg versprechender Ansatz ist „Housing First“. Das Projekt des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel bindet sich in ein ganzes Hilfesystem ein, für das die Stiftung im vergangenen Jahr knapp 1,1 Millionen Euro zur Verfügung stellte. Dazu gehören betreutes Wohnen, Gruppenwohnungen sowie Anlauf- und Beratungsstellen. Geplant ist auch ein spezieller Vermittlungsdienst, der Obdach- und Wohnungslose und potenzielle Vermieter zusammenbringen soll. 28 Hintergrundbericht Hintergrundbericht Digitale Lösungen für mehr Selbstbestimmung Menschen mit körperlicher und psychischer Beeinträchtigung in ihrer Selbstbestimmung zu stärken – ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit der SozialstiftungNRW. Zu diesem Zweck startete Ende 2024 das Projekt „PsyWill“ (kurz für Psychiatrische Willenserklärung). Es will Menschen mit Psychiatrieerfahrung oder mit der Diagnose einer psychosozialen Behinderung ermöglichen, ihre eigene Patientenverfügung zu verfassen. Ein Angebot, das den Betroffenen nicht nur ein Stück ihrer Selbstbestimmung zurückgibt, sondern auch Angehörige entlasten und unerwünschte Behandlungen vermeiden kann. Wenn es um die Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen geht, bietet die Digitalisierung große Chancen. Die SozialstiftungNRW hat das im Blick. So fördert sie in diesem Jahr an zehn Standorten in Nordrhein-Westfalen Vorhaben zur assistiven Technologie. Wohneinrichtungen für Menschen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Behinderungen setzen dabei digitale Technik ein, um Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Eigenständigkeit zu ermöglichen. Im Fokus des gesamten Projektes stehen mögliche Wechselwirkungen zwischen den drei Dimensionen Teilhabewirksamkeit, Personal- und Prozesseffizienz, die sich durch die Nutzung assistiver Technologie bedingen. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem smarte Systeme, mit denen Menschen zum Beispiel Haushaltsgeräte oder Beleuchtung per Sprachbefehl steuern können. Ortungs- oder Notrufsysteme ermöglichen Menschen mit Hilfebedarf einen größeren Bewegungsfreiraum. Digitalisierung ist ein Zukunftsthema, mit dem die SozialstiftungNRW die soziale Arbeit im Land voranbringt. Allein im vergangenen Jahr förderte die Stiftung im Rahmen des Programms „Digitale Teilhabe stärken“ 151 Vorhaben in diesem Bereich. Damit trägt die jährliche Spielbankabgabe dazu bei, dass Nordrhein-Westfalen auch in Zukunft ein Land mit einem innovativen und vielfältigen sozialen Angebot bleibt. Der zentrale Beauftragte Responsible Gaming der MERKUR.COM AG, Dr. Wolfgang Kursawe, freut sich, dass so immer mehr Menschen von dem nordrhein-westfälischen Erfolgsmodell profitieren: „Es passt zu unserem Selbstverständnis, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Genauso wie uns das verantwortungsvolle Spielen unserer Gäste ein zentrales Anliegen ist, ist es gut und wichtig, über die Spielbankabgabe der Gesellschaft etwas zurückzugeben.“ Selbstbestimmt leben: 151 Projekte helfen den Menschen im Umgang mit digitalen Medien. Weg von der Straße: gemeinsames Essen in einer Einrichtung für Wohnungs- und Obdachlose Dr. Wolfgang Kursawe Zentraler Spielerschutzbeauftragter der MERKUR SPIELBANKEN NRW

30 31 Sperrstatistik Sperrstatistik Neues aus der Welt der Zahlen: Sperren im Jahr 2024 Im Berichtsjahr 2024 haben die MERKUR SPIELBANKEN NRW 1.731 Spielersperren auf den Weg gebracht, davon 1.716 Selbst- und 15 Fremdsperren. Betroffen sind vor allem Männer unter 30 Jahren. Die Anzahl der Sperren ist im Vergleich zum Vorjahr um 31 leicht gestiegen, die Entwicklung hält sich allerdings auf einem konstanten Niveau und zeigt: Die Selbstsperre ist in den Spielbanken seit vielen Jahren ein wirksames Instrument. Alle Glücksspielanbieter gemäß § 8a Abs. 1 GlüStV sind seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags verpflichtet, „Personen zu sperren, die dies beantragen (Selbstsperre) oder von denen sie aufgrund der Wahrnehmung ihres Personals oder aufgrund von Meldungen Dritter wissen oder aufgrund sonstiger tatsächlicher Anhaltspunkte annehmen müssen, dass sie spielsuchtgefährdet oder überschuldet sind, ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen oder Spieleinsätze riskieren, die in keinem Verhältnis zu ihrem Einkommen oder Vermögen stehen (Fremdsperre)“. In der Forschung wie auch in der Praxis hat sich die Spielersperre als geeignetes Spielerschutzinstrument bewährt. Sie gilt als wirksam, da sie Spielende über das eigene Spielverhalten nachdenken lässt und zu einer langfristigen Verhaltensänderung anregt. Der Faktor „Selbstbestimmung“ spielt hier eine zentrale Rolle: Durch die unterschiedlichen Spielerschutzmaßnahmen können die Spielgäste aktiv eine Entscheidung treffen, ihr Spielverhalten überdenken und ggf. anpassen. Eine von außen auferlegte Sperre führt häufiger dazu, dass die Betroffenen die Maßnahme ablehnen und sich in ihrer eigenen Handlungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Das erschwert es, das eigene Spielverhalten kritisch zu hinterfragen. Sperren im Berichtsjahr Insgesamt wurden in den Häusern der MERKUR SPIELBANKEN NRW 1.731 Spielersperren eingestellt (2023: 1.685). Der überwiegende Teil der betroffenen Spielerinnen und Spieler hat sich dabei für eine Selbstsperre entschieden (1.716). Nur bei einem verschwindend geringen Teil (15) wurden die Sperren durch Dritte ausgesprochen. Sperren nach Geschlecht Der überwiegende Teil an Sperren entfällt auf das männliche Geschlecht (94 %). Einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der Spielbankenbesucher und etwaigen Sperren herzustellen, ist jedoch unzulässig. Die demografische Zusammensetzung der Gäste in den Häusern der MERKUR SPIELBANKEN NRW ist ebenfalls männerdominiert, weshalb sich diese homogene Verteilung auch in den ausgesprochenen Sperren widerspiegelt. In den Jahren 2022 und 2023 lag die prozentuale Verteilung in einem vergleichbaren Rahmen (95 % und 94 %). 94% 6 % Weiblich Männlich 40 80 120 160 200 0 Jan. 23 Apr. 23 Jan. 24 Juli 23 Okt. 23 Apr. 24 Juli 24 Okt. 24 Verlauf Anzahl Spielsperren 2023/2024

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