Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2019
        
 38 G A S T B E I T R A G 39 G A S T B E I T R A G PROBLEMSPIELER MEHRHEITLICH OHNE   VERÄNDERUNGSABSICHT Glücksspielbezogene Verhaltensänderungen verlaufen nicht kontinuierlich, sondern in mehreren qualitativ unter- schiedlichen und aufeinander aufbauenden Stufen (Prochaska et al., 1991, 2008; Prochaska & DiClemente 1983, 1984, 1992). Daraus folgt die Annahme, dass die Selbstreflexion des Spielverhaltens und die Stufe einer glücksspielbezogenen Veränderungsbereitschaft bzw. die tatsächlich erfolgte Verhaltensänderung Rückschlüsse auf die Effekte von Spielerschutzmaßnahmen erlauben. Mehr als die Hälfte der identifizierten Problemspieler hatten bislang keine glücksspielbezogene Veränderungs- absicht entwickelt. Dabei hatten 21,1 % (48/227) der befragten Problemspieler noch nie daran gedacht, weniger zu spielen. Ein Problemspieler-Anteil von 36,6 % (84/227) erachteten es als nicht nötig oder waren unent- schlossen, weniger zu spielen. Demgegenüber gaben 18,9 % (43/227) der Problemspieler an, jetzt weniger zu spielen und dieses Verhalten auch beibehalten zu wollen (Tabelle 4). Tabelle 4: Zusammenhangsanalyse Problemspieler (Lie-/Bet > 0) und Stadium der glücksspielbezogenen Reflexion und Verhaltensänderung Haben Sie schon einmal daran gedacht, weniger Glücksspiele zu spielen? Anzahl (n= 227) Anteil % Ich habe nie daran gedacht, weniger Glücksspiele zu spielen. 48 21.1 Ich habe schon einmal daran gedacht, weniger Glücksspiele zu spielen, aber es ist nicht nötig, dass ich weniger spiele. 51 22.5 Ich habe schon einmal daran gedacht, weniger Glücksspiele zu spielen, aber ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, ob ich weniger spielen werde. 32 14.1 Ich habe bereits geplant, weniger Glücksspiele zu spielen, habe aber bis jetzt nichts getan. 24 10.6 Ich habe bereits geplant, weniger Glücksspiele zu spielen, und habe es schon einmal in den letzten 12 Monaten versucht. 20 8.8 Ich habe schon einmal weniger Glücksspiele gespielt, aber tue es jetzt nicht mehr. 9 4.0 Ich spiele jetzt weniger Glücksspiele und habe vor, auch künftig weniger Glücksspiele zu spielen. 43 18.9 HANDLUNGSPERSPEKTIVEN FÜR DEN SPIELERSCHUTZ Präventionskampagnen, zu denen auch die im Spielban- kenbereich implementierten universellen, selektiven und indizierten Spielerschutzmaßnahmen und präventiven Botschaften gezählt werden können, haben das Ziel, Auf- merksamkeit zu erzielen, Problembewusstsein zu erhöhen, Wissen zu vermitteln, sowie Einstellungen und Verhalten zu verändern (Bonfadelli & Friemel, 2010: 15-16). Dabei bevorzugen Menschen Botschaften, die in den Bezugsrah- men ihrer bisherigen Einstellungen und Meinungen pas- sen. Informationen, die innere, widersprüchliche Empfin- dungen erzeugen, laufen demgegenüber Gefahr, vermieden zu werden (Festinger, 1957: 3; Bonfadelli & Friemel, 2010: 59). Eine aktive Informationsaufnahme erfolgt häufig erst dann, wenn Informationsstand und Informationsbedarf eines Individuums voneinander abweichen und eine bestehende Situation als problematisch wahrgenommen wird (Bonfa- delli & Friemel, 2010: 60-61, Dervin & Frenette, 2001). Das kaum vorhandene Informationsbedürfnis in der großen Gruppe der Normalspieler stellt möglicherweise eine nur schwer überwindbare Barriere für die Wahrnehmung und Nutzung von Spielerschutzmaßnahmen dar. Ebenso muss Berücksichtigung finden, dass besonders Problemspieler die Angebote selektiver und indizierter Spielerschutzmaß- nahmen bewusst oder unbewusst vermeiden, um unange- nehme, innere Spannungszustände, sog. kognitive Disso- nanzen, zu minimieren (Bonfadelli & Friemel, 2010: 59). „Verantwortungsvoller Umgang mit dem Glücksspiel: Trotz der geringen Nutzung von Spieler- schutzmaßnahmen, über 90 % der befragten Spielbankgäste kennen das Suchtpotential von Glücksspielen und finden es wichtig, sich finanzielle und zeitliche Limits zu setzen.“
        
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