Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2019

34 G A S T B E I T R A G 35 G A S T B E I T R A G Mit 56,3 % (394/700) gab der größte Anteil der Befragungs- teilnehmer an, Informationsbroschüren oder sogenannte „Suchtflyer“ mit Hinweisen zum Gefährdungspotential von Glücksspielen, Erkennungsmerkmalen eines Problemspiel- verhaltens und Hilfsangeboten zu kennen. Über die Hälfte der Befragten (370/671) nannten die Informationen zur Selbst- und Fremdsperre, gefolgt vom Beratungsangebot durch Spielbanken-Mitarbeiter (45,8 %; 311/679) und dem Selbsttest zum Glücksspielverhalten (43,3 %; 294/678) (Abbildung 1). Die aktive Nutzung der universellen, selektiven und indi- zierten Spielerschutzmaßnahmen war demgegenüber eher gering: Mit 6,6 % (45/678) den höchsten Nutzeranteil hatte laut Angabe der Befragten der Selbsttest zum Glücksspiel- verhalten, gefolgt von der Inanspruchnahme eines Bera- tungsgespräches durch Spielbanken-Mitarbeiter (5,9 %; 40/679). Insgesamt 5,6 % (39/700) gaben an, schon einmal eine Informationsbroschüre bzw. einen „Suchtflyer“ genutzt zu haben. Die geringsten Nutzungsraten unter den selektiven bzw. indizierten Spielerschutzmaßnahmen wiesen das telefonische Beratungsangebot (2,3 %; 15/651) und der Onlineselbsttest auf den Websites der Glücks- spielanbieter (2,3 %; 16/682) auf (Abbildung 1). Informations- broschüre/ „Suchtflyer" Information zur Selbst- und Fremdsperre Beratungs- angebot Spielbank- Mitarbeiter Selbsttest Glückspiel- verhalten Online- Informations- angebote 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % 56,3 % 5,6 % 55,2 % 3,3 % 45,8 % 5,9 % 43,3 % 6,6 % 35,6 % 2,4 % Telefonisches Beratungs- angebot 33,6 % 2,3 % Online- Selbsttest Glücksspiel- verhalten 30,9 % 2,3 % Bekanntheit Nutzung Abbildung 1: Rangfolge Bekanntheit und Nutzung universeller, selektiver und indizierter Spielerschutzmaßnahmen innerhalb von Spielbanken (n = 700 bis 651) GASTBEFRAGUNGEN ZUR QUALITÄTSSICHERUNG:   ZIELSETZUNG UND FORSCHUNGSFRAGEN Ziel von anonymen Gastbefragungen in Spielbanken ist es, die Wahrnehmung und Inanspruchnahme der gemäß GlüStV vorgeschriebenen Spielerschutzmaßnahmen zu erfassen. Zusammenhangsanalysen von soziodemografi- schen und Glücksspielverhaltensmerkmalen sowie glücks- spielbezogenen Einstellungen ermöglichen darüber hinaus die Ableitung evidenzbasierter Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung zielgruppenspezifischer Spieler- schutzmaßnahmen. Vor dem Hintergrund der limitierten Forschungslage zum Spielerschutz in Spielbanken ergaben sich drei forschungs- leitende Fragestellungen: 1. Ausmaß der Bekanntheit und Nutzung von Spielerschutzmaßnahmen in spielerschutz- relevanten Teilzielgruppen; 2. Identifikation von Zusam- menhängen zwischen soziodemografischen Merkmalen, Glücksspielverhaltensmerkmalen sowie der Bekanntheit und Nutzung von Spielerschutzmaßnahmen und glücks- spielbezogenen Einstellungen sowie 3. Unterschiede zwi- schen Problemspielern und Normalspielern bzgl. Risiko- bereitschaft und der Reflexion und Reduzierung des Glücksspielverhaltens. Um die formulierten Forschungsfragen zu beantworten, wurde ein Gastfragebogen (Instrument zur Wahrnehmung und Inanspruchnahme verhaltenspräventiver Spieler- schutzmaßnahmen in der Glücksspielindustrie; IWI-VS) entwickelt. Der Fragebogen erfasst Bekanntheit und Nutzung der Spielerschutzmaßnahmen, soziodemografische Verhaltensmerkmale und Glücksspielverhaltensmerkmale (Einsatz-, Besuchshäufigkeit) und Problemspielverhalten (2-Items Lie-/Bet-Questionnaire, Johnson et al., 1997) sowie glücksspielbezogene Einstellungen (Bouju et al., 2014, „Subskala Strategie“) und eine Selbsteinschätzung der glücksspielbezogenen Reflexion und Verhaltensänderung (Renner & Hahn, 1996; Prochaska & DiClemente, 1983, 1992). SPIELERSCHUTZMASSNAHMEN IN SPIELBANKEN:   BEKANNT ABER KAUM GENUTZT   Von April bis November 2016 wurden 803 Gäste in 12 staatlich konzessionierten Spielbanken befragt. Insgesamt konnten 758 Fragebögen in die Auswertung eingeschlossen werden. Das Durchschnittsalter der Befragungsteilnehmer lag bei 45,6 Jahren. Mit 29,9 % stellten die über 65-jährigen die größte Altersgruppe (221/738) dar. Mehr Männer (59,7 %) als Frauen (40,3 %) nahmen an der Befragung teil. Etwas mehr als drei Viertel der Befragten (75,7 %; 346/457) gab an, die deutsche Staatsangehörigkeit zu besitzen. Als höchsten Schulabschluss nannten 47,6 % (302/634) das (Fach-)Abitur. Knapp die Hälfte (49,2 %; 331/672) der Befragungsteilnehmer war laut eigenen Angaben voll- bzw. teilzeitbeschäftigt. Ein nicht unerheblicher Anteil von 35,1 % (236/672) war dauerhaft berentet (Tabelle 1). Tabelle 1: Soziodemografische Merkmale der Befragungsteilnehmer (n= 738-457) Geschlecht Männer Freuen (n = 657) 59,7 % 40,3 % Alter kategorisiert 18-25 (M 21,5) 26-35 (M 30,5) 36-45 (M 40,5) 46-55 (M 50,5) 56-65 (M 60,5) über 65 (M 70,0) (n = 738) 7,9 % 14,0 % 10,7 % 18,3 % 19,2 % 29,9 % Nationalität deutsch andere Nationalität (n = 457) 75,7 % 24,3 % Schulabschluss bis Hauptschule Realschule (Fach-)Abitur (n = 634) 23,7 % 28,7 % 47,6 % Beruf vollbeschäftigt teilzeitbeschäftigt dauerhaft berentet nichterwerbstätig/ arbeitssuchend Azubi/Schüler/Student Sonstiges (n = 672) 42,1 % 7,1 % 35,1 % 6,3 % 4,6 % 4,7 % 1 2-Item Lie-Questionnaire: 1. „Mussten Sie jemals Menschen, die Ihnen wichtig sind oder waren, wegen des Ausmaßes Ihres Spielverhaltens anlügen?“ 2. „Haben Sie jemals das Bedürfnis verspürt, mit immer mehr Geld zu spielen?“

RkJQdWJsaXNoZXIy NjAxNTI=