Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2019
30 I N T E R V I E W M I T K A I S E ND E R 31 I N T E R V I E W M I T K A I S E ND E R WIE HABEN SIE DIE SUCHT ÜBERWUNDEN? Ich musste in der Therapie lernen, meine Gefühle zu erkennen. Ich wuchs in einer religiösen Gemeinschaft auf, mit einem Alleinentscheider an der Spitze. Ich musste nur funktionieren. Gefühle, gerade negative, waren nicht erwünscht. Das mag mit ein Grund für meine Sucht gewesen sein. Ich habe das in meiner Therapie aufgearbeitet. Für mich war in der The- rapie entscheidend, mir selbst die Erlaubnis für mein Handeln zu geben, Entscheidungen zu treffen und Selbstverantwortung für mein Handeln zu übernehmen. Heute ist Reden das Wichtigste für mich. Meine Frau weiß immer, wie ich mich fühle. WARUM HABEN SIE DIE BÜCHER GESCHRIEBEN? Meine Frau und ich möchten mit den Büchern anderen Erkrankten und ihren Angehörigen helfen, mit der Sucht offen umzugehen und sie so zu überwinden. Anderen zu helfen ist auch für mich selbst eine Hilfe, denn die Sucht ist ein Teil von mir. Und sie ist eine Existenzbedrohung – gerade auch für Angehörige. Daher ist der „Suchtbericht“ ein Tagebuch aus zwei Perspektiven. Meine Frau beschreibt darin ihre Ohnmacht und den Weg zurück in ein normales Leben – als Angehörige. Die Sucht ist eine exis- tenzbedrohende Krankheit, sie gefährdet auch das Leben der Familie. Angehörige müssen aufpassen, nicht co-abhängig zu werden und auch an sich selbst denken. WELCHE EMPFEHLUNG GEBEN SIE SÜCHTIGEN? Ich lebe heute nach vier Grundsätzen, die mir sehr geholfen haben: Gefühle wahrnehmen, sie annehmen, darüber sprechen und vor allem Gefühle zeigen. Süchtige müssen sich selbst gestatten, auch mal schlechte Laune zu haben oder traurig zu sein. Man muss lernen, so etwas auszu- halten. Grundsätzlich wünsche ich mir, dass mehr spielsüchtige Men- schen den Weg in die Öffentlichkeit wagen. Dass sie sich in Selbsthilfe- gruppen organisieren und häufiger über das Thema Sucht sprechen. Ich wünsche mir, dass die Menschen vor allem offener darüber reden. Denn fast jeder kennt einen Süchtigen aus dem Familien- oder Freundeskreis. SPIELEN SIE NOCH? Ja klar. Ich spiele Gesellschaftsspiele mit meiner Familie oder mit Freunden. Wir spielen aber nie um Einsätze. Nicht mal um Streichhölzer. Unser Suchtbericht: Wie er und sie mit seiner Sucht umgehen Tagebuch einer Therapie (Deutsch) Taschenbuch – 2. September 2015 ISBN-10: 3738630872 ISBN-13: 978-3738630879 Unser Mutbericht: Aus der Therapie ins Leben – Wie wir wieder glücklich wurden – Die Fortsetzung unseres Suchtberichtes (Deutsch) Taschenbuch – 8. September 2017 ISBN-10: 3744810968 ISBN-13: 978-3744810968 VON KAI UND GISELA SENDER SIND ZWEI BÜCHER ZUM THEMA ERSCHIENEN Über die Selbsthilfegruppe „Gemeinsam gegen Glücksspiel- sucht“ kann man Kai Sender auch persönlich kontaktieren. LIEBLINGSZITAT VON KAI SENDER „Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht. Nur wer sich selbst befiehlt, bleibt niemals Knecht!“ (Goethe)
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